~~DISCUSSION~~

07.02.2010 09:03:59

Faszination.

Es geht um Faszination und die Romantik poltert sofort mit einem "nur noch" hinterdrein. Der Verstand hinkt dem einige Sekunden relativierend ein "naja, zumindest überwiegend" an. Immerhin scheinen sich beide über die Richtung klar zu sein. Faszination.

Fazinierend ist nicht, dass jemand der neben einem liegt wärmt. Faszinierend ist es nicht, dass es angenehm ist mit jemandem (also nicht allein) zu essen, Filme zu schaun, spazieren zu gehn. Faszinierend ist es auch nicht jemand anderen oder sich selbst attraktiv zu finden. Das alles ist schön, nein es ist sogar oft super. Das kommt bei Maslow auf eine gute Drei, manchmal auch eine Vier. Aber es ist keine Faszination.

Fasziniert bermerkt der Verstand garnicht, dass die Romantik "für immer" gesagt hat. Faszination lässt sich vermutlich nicht auf einer derart hierarchischen Skala abbilden, weil sie diese Ebenen (und das ist wie ich finde wirklich mal ein sinnvoller Gerauch dieses so strapazierten Verbs) durchdringt. Wie ein Pilz den Waldboden vielschichtig und fein verästelt durchzieht, so vernetzt der faszinierende Eindruck den man von jemand anderem entwickelt, einen selbst mit diesem jemand.

Nicht zwangsläufig gegenseitig, aber wenn, dann umso stärker.

Dieses Wurzelwerk zu entfernen ist schmerzhaft. Einen Pilz kann man nicht aus dem Boden reißen, ohne die Struktur letzterens selbst maßgeblich umzugestalten. Der Pilz wird zwar nicht direkt Bestandteil, die Vielzahl an Verknüpfungspunkten macht aber eine Extraktion unglaublich mühsam. Man hat sich aneinander gewöhnt. Die Faszination und ich.

Obwohl vorhandene Faszination beinahe ausschließlich hinsichtlich ihrer Qualität bewertet wird, stellt sich beim Heraustrennen doch als erstes die Frage nach der Quantität. Wie oft trifft man jemanden, der in der Lage ist einen in der erlebten Weise zu faszinieren? Wie wahrscheinlich ist es, dass man nochmal so jemanden trifft? Wie groß ist das Volumen an Faszinationspilz in einem selbst? Mit wieviel Ablenkungsvolumen müssen die leeren Zwischenräume gefüllt werden? Eine emotional-ökologische Großbaustelle quasi, die aber nur mit paläontologischem Besteck bearbeitet werden kann.

Wachsen wie Heraustrennen brauchen Zeit. Angesichts eines endlichen Daseins, beschränken beide die Möglichkeiten der Faszination hochgradig. Auch deren Wahrscheinlichkeit. "Aber hey, mach dir nicht so viele Gedanken!", hör ich dann, aber es nützt nichts. Es nützt nie etwas.